Lьgen nach Strich und Faden
2.1. TYPEN VON IDIOMEN NACH IHRER SYNTAKTISCHEN STRUKTUR
Manche Idiome kцnnen wцrtlich in die Zielsprache ьbersetzt werden.
z.B. das Kind mit dem Bade ausschьtten
Andere Idiome werden ьbersetzt, indem man ``das gleiche Bild'', aber
eine andere Struktur verwendet
z.B. ohne mit der Wimper zu zucken
Viele Idiome kцnnen nur mit ihrer literalen Bedeutung ьberetzt
werden, (falls es in der Zielsprache kein entsprechendes Idiom gibt).
z.B.ein Wink mit dem Zaunpfahl
2.2. TYPEN VON IDIOMEN NACH IHRER ``KOMPOSITIONSFAEHIGKEIT''
Kompositionelle Idiome - ihre syntaktische Struktur ist modifizierbar
(Adjektive kцnnen gesteigert werden usw...); ihre einzelnen Teile zeigen
auf ``das Bild'' der literalen Bedeutung.
z.B. gute Karten haben (bessere Karten haben)
Halbkompositionelle Idiome - mindestens eine Komponente hat ihre
ursprьngliche Bedeutung.
z.B. mit Argusaugen beobachten
Nichtkompositionelle Idiome - diese sind weder syntaktisch, noch
lexikalisch erweiterbar, ohne daЯ sie ihre idiomatische Bedeutung
verlieren.
z.B. Nдgel mit Kцpfen machen (*gute Nдgel mit Kцpfen produzieren)
Es sind insgeasmt 71000 Idiompaare in der Ьbersetzungsspeicher
vorhanden. Diese sind nicht normalisiert und oft isoliert (Eintrдge ohne
Kontext). Die automatische Ьbersetzung ist nicht mцglich. Diese Art Lexikon
ist nur zum manuellen Nachschlagen gedacht.
z.B . Hand und FuЯ haben
Was er macht hat Hand und FuЯ
2.3. DIE STEHENDEN VERGLEICHE
Die zweite Gruppe der expressiven Phraseologie (zwischen Wort- und
Satzдquivalent) bilden die stehenden Vergleiche. Die meisten
normalsprachlichen Vergleiche haben bis auf die Gegenwart ihre Bildkraft
bewahrt:
Fleissig wie eine Biene ( Ameise)
Schlank wie eine Gerte
Dьnn wie ein Zwirnfaden
Ein grosser, vielleicht der grцsste Teil der komparativen
Phraseologismen ist lit.- umg. Ьber salopp bis grob gefдrbt:
dick wie ein Sack (Mehlsack)
dick wie ein Fass (eine Tonne)
dick wie ein Schwein( eine Sau)
Geld haben wie Mist
Stolzieren wie der Hahn auf dem Mist
Schreiben wie der Hahn auf dem Mist
Bedeutend seltener findet man in stehenden Vergleichen gewдhlte
Stilfдrbung:
Schцn wie der junge Maientag
Zusammenbrechen wie ein Koloss aus tцnernen Fьssen
Zahlreiche stehende Vergleiche sind von vornherein auf Witz und
Groteske aufgebaut, so z.B. die verschiedenen Variationen des
phraseologischen Klischees klar wie Kristall:
Klar wie Klossbrьne
wie dicke Tinte
wie Schuhwichs wie Zwetschenbrьhe
wie Mehlsuppe
wie Torf u.a.
Alle diese Wendungen bedeuten: „hell, rein, vцllig durchsichtlich“.
Tatsдchlich entspricht nur die erste (literarische) Fassung dieser
Bedeutung; alle anderen sind scherzhaft- ironisch gemeint. Denn Klossbrьhne
und Mehlsuppe sind milchig- trьbe, dicke Tinte, Torf und Schuhwichs vцllig
undurchsichtig ( bei „Schuhwichs“ wirkt vielleicht der Glanz als
Vergleichsmoment).
Wie aus dem eben angefьhrten Beispiel ersichtlich ist, neigen die
phraseologischen Vergleiche zu Variotionen im Ausdruck ( teils
ideographisch abgeschattet, teils territorial und zeitlich bedingt). In
Umlauf sind z.B. folgende stehende Vergleiche als Zusatz zu dem Verbum
lьgen:
lьgen wie ein Lьgenmeister
lьgen Wie eine Leichenrede
lьgen Wie geschmiert
lьgen Wie gedruckt
lьgen Wie im Buch/ in der Zeitung
lьgen Wie telegraphiert
lьgen Wie Munchhausen
lьgen Wie Goebbels
lьgen Wie der Wetterdienst
2.4. SPRICHWЦRTER
Die dritte Gruppe der Phraseologismen bilden die Fьgungen, die einen
geschlossenen Gedanken in Satzform mitteilen. Hierher zдhlen wir :
Sprichwцrter, Aphorismen, Sentenzen, Losungen. Der Gesamtsinn dieser
Satzphraseologismen erwдchst aus der Summe der einzelnen Lexeme in direkter
oder ьbertragener (oft symbolischer) Bedeutung.
Unter den Phraseologismen, die einen geschlossenen Gedanken in
Satzform mitteilen, seien vor allem die Sprichwцrter genannt. Sie sind
altes Nationalgut – Volksweisheit , die mьndlich ьberliefert ist.
Eigentlich kцnnte man sie wegen ihrer geschlossenen Form als einfachstes
Genre der Volksdichtung bezeichnet.Gleichzeitig kцnnen sie aber auch als
Untergruppe der expressiven Phraseologie angesehen werden, da sie einen
festen Bestandteil der emotionalen Rede bilden.
Dem Inhalt nach sind die Sprichwцrter meist lehrhaft, mit
begrifflicher Verallgemeinerung, symbolischer oder allegorischer Deutung.
Ihre normative Stilfдrbung ist normalsprachlich oder literarisch-
umgangssprachlich:
Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.
Eine Hand wдscht die andere.
Schmeichler sind Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen.
Sie kцnnen auch gesellschaftskritischen Charakter haben. Mit dem
politischen Heranwachsen der Arbeiterklasse entstand das Sinnbild der
geballten Faust und damit auch die sprichtwцrtlich Redensart:
Fьnf Finger sind eine Faust
Pr.Lewandowski studierte dieses Thema schon lange Zeit.Er
interessierte sich fuer die Volkskultur, und zwar fuer die Sprichwoerter,
Zitate, Loesungen. Er zog eine Parallele zwischen Sprichwoerter und
Zitaten.
Laut der Meinung von Pr. Lewandowski kann man sagen, dass nicht jede
vielbenutzte sprachliche Formel ein Sprichwort ist. Jedoch beschrieb Pr.
Lewandowski Sprichwoerter als
"… feste Wortverbindungen, die aus vollstaendigen bzw. formal und
inhaltlich abgeschlossenen Saetzen bestehen, die bestimmte Erfahrungen,
Meinungen oder Anschauungen darstellen und durch sowohl unveraenderten als
auch haeufigen Gebrauch Gemeingut einer Sprachgemeinschaft geworden sind
..."
und grenzt sie damit zwar gegen Redewendungen ab, die im Gegensatz dazu
nicht syntaktisch abgeschlossen sind, sondern in einen Satz eingeflochten
werden muessen, jedoch ist mit dieser Definition das Problem verbunden,
dass sie eine weitere Art oft verwendeter Sprachformeln nicht ausschliesst:
das Zitat. Eine aussageaehnliche – wenn auch umfassendere – Definition
findet sich im LEWANDOWSKI LEXIKON SPRACHE:
"Das Sptichwort ist eine feste Wendung (invariable
Konstruktion) mit lehrhafter Tendenz, die sich als Lebensweisheit
empfiehlt. Es gehoert zum festen lexikalischen Bestand einer Sprache und
hat oft eine uebertragene(metaphorische) Bedeutung, die nicht identisch mit
dem unmittelbar im Satz mitgeteilten Sachverhalt ist …"
Auf das Abgrenzungsproblem von Zitat und Sprichwort geht Lewandowski
im Vorwort zu seinem Lexikon der Sprichwoertlichen Redensarten ein. Im
Zusammenhang mit der Frage nach dem "Gebrauchsbeginn" einer
sprichwoertlichen Redensart fuert er aus, dass treffende Formulierungen in
den allgemeinen Sprachgebrauch uebernommen werden koennen, wobei
"Haeufigkeit und Anonymitaet ihres Auftretens" charakteristisch fuer die
Verwendung als Sprichwort seien:
"Ein Zitat wird dann zu einer Redensart, wenn es anonym,
verfuegbar geworden ist, wenn eben nicht mehr ‚zitiert’ wird. In dem
Augenblick, wo bei einem Zitat der literarische Urheber vergessen wird, ist
der Schritt zur Redensart schon getan."
Nach der Meinung von E.Riesel und E. Schendels koennen Redewendungen,
Aussprьche, Zitate und sprichwцrtliche Redensarten, je nachdem, ob sie als
Impuls oder als Beleg eingesetzt werden, den Ausgangs- oder Endpunkt von
Ьberlegungen ьber den Text bilden. Ihre wichtigste Aufgabe ist die
Absicherung der Aussagen des Schreibers durch den Text. Ein Zitat sollte
auЯer dem Wortlaut der zitierten Textstelle auch die Angabe der Fundstelle
enthalten (Zahl der Seite, Strophe, Zeile usw.).
Oft ist ein Zitat mit bloЯen Anfьhrungszeichen nicht ausreichend
gekennzeichnet durch Satzzeichen (Doppelpunkt, Klammern), aber auch durch
direkte Ankьndigungen (z. B. "wie er sagt") oder Kennzeichnungen ("dieser
Wunsch der Spinnerin") kцnnen zusдtzliche Signale gesetzt werden.
Die Sprichwцrter mit grober Stilfдrbung , im 16. Jahrhundert eine
hдufige Erscheinung, sind heute zum grцstem Teil ins historische Arhiv
eingegangen.
Diese festen Wendungen, in denen sich einerseits allgemeine
Einstellungen niederschlagen und die andrerseits solche Einstellungen
verstдrken, sind ein wichtiger Beitrag zur Alltagskultur. Man verwendet sie
hдufig, vielleicht noch hдufiger aber bezieht man sich auf sie oder spielt,
z. B. in Zeitungsschlagzeilen. Die Kenntnis dieses Volkswissens,
ausgedrьckt in Redewendungen, die als bekannt vorausgesetzt werden, ist
eine bedeutsame Komponente des sprachlichen Aspekts der soziokulturellen
Kompetenz.
Die Sprache ist das Mittel der Dichtung, der Philosophie, der
Wissenschaft und all dessen, wo im Geiste ьber Dinge gehandelt wird, die
uns nicht unmittelbar betreffen.
Die gefluegelten Woerter aller Type sind von sehr komplizierter Natur.
Einerseits stellen sie bestimmte sprachliche Klischйes dar, die
gewцhnlichen Phrasiologismen дhnlich sind, sich aber von diesen durch
direkte und indirekte (bildhafte) Motivierung allgemeinen Sinnes
unterscheiden; zum anderen sind das logische (genauer: logisch semiotische)