Die Erfindung des Buchdruckes und die schnellen Fortschritte des
Buchdruckwesens und des Buchhandels fцrdern den sprachlichen Ausgleich. Die
Buchdrucker streben die Vereinheitlichung der Sprache und die Schreibung
an.
Einen starken AnstoЯ zur beginnenden Herausbildung der gemeindeutschen
Literatursprache gaben die Reformation und der Bauernkrieg in Deutschland (
1517-1525, 1524-1525 ). Der Kampf gegen die GroЯfeudalen und die pдpstliche
Kirche erfaЯte alle Klassen der Gesellschaft. Breite Volksmassen
beteiligten sich aktiv am ideoligischen Streit um religiцs-politische
Probleme. Im Zusammenhang damit wurde die deutsche Sprache zum erstenmal
zur Sprache der Propaganda unter den breiten Volksmassen. Das ganze Land
wurde von religiцs-politischen Pamphleten, Agitationsschriften, satirischen
Schriften, Aufrufen, politischen und agitorischen Flugschriften in Prosa,
Versen und in Form von Dialogen ьberflutet.
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Thema VIII
Das phonologische System der deutschen Sprache aus diachronischer Sicht.
Plan
I. Konsonantismus
1. Die II. oder althochdeutsche Lautverschiebung
2. Die Entwicklung der Phoneme [ ], [ z], [v ].
II. Vokalismus
1. Drei Arten des Vokalwandels ( der Ablaut, die Brechung, der Umlaut )
2. Die Abschwдchung der unbetonten Vokale .
3. Die Diphtongierung und die Monophthongierung.
4. Die Dehnung und die Kьrzung der Vokale.
I. Von den wichtigsten Wandlungen im phonologischen System der deutschen
Sprache in der historischen oder literarischen Zeit ( vom VIII -XX Jh.)
sind folgende zu nennen : die II. oder ahd. Lautverschiebung, der Umlaut,
die Abschwдchung der unbetonten Vokale, die Diphtongierung, die
Monophthongierung und die Dehnung und die Kьrzung der Vokale.
Die II. oder althochdeutsche Lautverschiebung betrifft zwei Gruppen von
Konsonanten : die germanischen p,t,k und die germanischen b,d,g
Die Umwandlung im Konsonantensystem der hochdeutschen
Territorialdialekten begann im V/VI Jh.u.Z. im Bairischen und Alemanischen
und erfaЯte in der Folgezeit, zwischen 800 und 1200, auch das Frдnkische.
In ihrer Ausbreitung nordwдrts verlor sie allmдhlich an Intensitдt und
machte schlieЯlich vor der Grenze des Niederdeutschen halt. Durch ihre
Abstufungen schuf sie sehr bedeutende lautliche Unterschiede zwischen den
einzelnen ahd Dialekten, die auch heute zu den wesentlichen
differenzierenden Merkmalen einzelner hochdeutscher Mundarten zдhlen.
Zugleich stellte die II.ahd Lautverschiebung alle hochdeutschen Mundarten
dem Niederdeutschen entgegen. Die II. Lautverschiebung prдgt auch das
Konsonantensystem der deutschen Literatursprache.
Die germanischen stimmlosen Explosivlaute p,t,k wurden im Ahd. teilweise
oder vollstдndig spirantisiert, d.h. in Frikativlaute ( Spiranten ) oder
Affrikaten verschoben:
a) im In -und Auslaut des Wortes nach einem Vokal wurden die germanischen
p,t,k zu ff,33,hh verschoben:
as. opan ahd. offan, as.etan -ahd. e33an,as. ik -ahd.ih
b) im Anlaut, inlautend und auslautend nach einem Konsonanten sowie bei
Konsonantendehnung wurden die germ. p,t,k zu den Affrikaten pf, z, kch (ch)
verschoben:
as. tunga -ahd. zunga, as. pund- ahd. pfunt, as. appul -ahd apful, as. korn
-ahd(bair.) kchorn.
Die Verschiebung von k> k(ch) ist nur im Bairischen und Alemanischen
anzutreffen. Im Frдnkischen bleibt k enthalten.
Die germanischen Explosivlaute b,d,g, die sich aus b,,g entwickelt
hatten, wurden im Ahd zu p,t,k verschoben:
as. drinkan -ahd. trinkan; as. burg ahd. bair. purc, as. geban -ahd.bair.
kepan.
Die Verschiebung von b,g zu p,k war nur dem Bairischen eigen. Nur die
Verschiebung von d zu t hat einen Teil des Frдnkischen erfaЯt.
Die Grenze zwischen dem Hochdeutschen und dem Niederdeutschen, wo die II.
Lautverschiebung haltgemacht hat, nennt man die Benrater Linie ( nach dem
SchloЯ
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Benrat bei Dьsseldorf ). Diese Linie verlдuft ьber drei groЯe Stдdte an
drei groЯen Flьsse: Dьsseldorf am Main, Magdeburg an der Elbe und Frankfurt
an der Oder.
Im VIII Jh. begann in den oberdeutschen Dialekten der Ьbergang des
germanischen stimmlosen interdentalen Frikativlautes Ю ьber die
Zwischenstufe р zu d ;Ю.>р.> d :
got. Юreis, as. thria, ae. Юrie - ahd. thrie, drie, dri "drei ".
got. Юata, as. that, ae. Южt - ahd. tha3, dha3, da3 "das".
Im Frдnkischen vollzieht sich der Ьbergang Ю > d im IX-XII Jh. Im XII-XIV
Jh. erfaЯt er auch die niederdeutschen Dialekte. Deshalb wird der Ьbergang
Ю > d in die II. Lautverschiebung nicht eingeschlossen.
Das Althochdeutsche besaЯ kein [ ]. Die Entwicklung dieses Phonems
beginnt im XI Jh. aus der Konsonantenverbindung sk. Seit dieser Zeit
erscheint die Schreibung sch, die im XII Jh. allgemeine Verbindung bekommt.
:
ahd. skоnan > mhd. schоnan "scheinen ".
ahd. skфni > mhd. schжne "schцn ".
Man nimmt an, daЯ der Laut k zuerst an das varausgehende s assimiliert
wurde und spдter mit ihm verschmolz: sk > sch > [ ] .
Seit dem XIII. Jh. wird [s ] zu [ ] im Wortanlaut vor l,m,n,w und nach
r. Fьr die Bezeichnung des [ ] wurde die bereits vorhandene Schreibung sch
benutzt :
ahd. slafan, mhd. slвfen > nhd. schlafen
smerza smerze Schmerz
sneo sne Schnee
swarz swarz schwarz
kirsa kirse Kirsche
Etwas spдter entwickelt sich das [ ] auch vor p,t, obwohl es in der
Schreibung unbezeichnet blieb :
ahd. spati, mhd. spжte > spдt [ ]
starc starc stark
Um die Mitte des XIII Jh. wird s im Wortanlaut und im Inlaut vor Vokalen
stimmhaft : [ s] > [z], ohne daЯ diese Wandlung besonderen Ausdruck in der
Schreibung findet :
ahd. [ s] sin, mhd. sin > nhd. sein [ z]
lesan lesen lesen [z]
Im Althochdeutschen und zu Beginn des Mittelhochdeutschen war w ein
bilabialer Halbvokal, was die Formen ahd. seo " See" Gen. sкwes, mhd. se,
G. sewes bezeugen (der Halbvokal w wurde im Wortauslaut vokalisiert ), (
auch heute Virchow, Pankow ).
Im XIII Jh. entwickelt er sich zum labiodentalen stimmhaften Gerдuschlaut.
II. Vokalismus
1. Von drei Arten des Vokalwandels der deutschen Gegenwartssprache ist der
Ablaut die дlteste.
Der Ablaut ist ein spontaner Vokalwandel. Er ist allen germanischen
Sprachen eigen und hat seinen Ursprung im Indoeuropдischen,( Im Russischen
-нести- нёс, везти -вёз-воз, ноша ). Der Ablaut ist der Wandel des
Stammvokals bei der Bildung der Grundformen der starken Verben :
I. ahd. scriban - screib - scribum - giscriban
II. biogan - baug - bugum - gibogan
III. werdan - ward - wurtum - wortan
Der Ablaut ist auch ein Wortbildungsmittel, z.B.
ahd. hano " петух "- " huon " " Huhn ", auch im Suffix : Nibelungen -
Karolingen.
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Ein anderer Vokalwechsel ist die Brechung. Das ist ein assimilatorischer
Vokalwandel, auch Vokalharmonie genannt. Die Brechung ist die Hebung bzw.
Senkung der Stammsilbenvokale unter dem EinfluЯ der Vokale der
nachfolgenden Silben, also eine regressive Assimilation. Sie war allen
altgermanischen Sprachen eigen.
Die Hebung des e zu i geschah durch Einwirkung der Vokale der hohen
Zungenlage i oder j der folgenden Silbe und vor n + Konsonant :
lat.: ventus - ae.,as. wind, ahd. wint " Wind "
ahd. erda - irdisk " irdisch ".
Die Senkung des Phonems i zu e geschah vor dem Vokal der tiefen Zungenlage
a :
lat. piper - ahd. pfeffer
lat. sinapis - as. senep " Senf ":
Unter дhnlichen Positionsbedingungen vollzog sich der Wechsel von a und u :
ahd. helfan - half - hulfum - giholfan
beogan - biugu
In der deutschen Gegenwartssprache lebt die Vokalharmonie im Wechsel der
Vokale e/i fort : ich gebe - du gibst < gibis - gibt < gibit
Erde - irdisch, Berg - gebirgig, " Gebirge "
Die Brechung enstand vermutlich im I. Jh. u. Z. und war in der ahd.
Periode schon eine historische Erscheinung, d.h. sie trat nicht in allen
Fдllen ein :
geholfan, geworfan aber gibuntan, funtan ( gefunden )
Ein so zusagen lebendiger Vokalwechsel war im Ahd. der Umlaut. Das ist
wie auch die Brechung ein assimilatorischer Vokalwandel, noch eine Art
der Vokalharmonie.
Der Umlaut hatte fьr die deutsche Sprache eine besondere Bedeutung. Im
Ahd entwickelte sich der Umlaut nur von dem kurzen a, das unter dem EinfluЯ
des i oder j der folgenden Silbe zu e wurde :
ahd. gast - gesti, kraft - krefti, alt - eltiro, faru - feris - ferit.
Der Umlaut erscheint im VIII Jh. in den nordfrдnkischen Dialekten, dann
verbreitete er sich sьdwдrts. Aber es gab im Ahd. viele Hinderungen fьr die
Entwicklung des Umlauts a > e : a wurde nicht umgelautet vor ht, hs,rw.
ahd. maht - mahtig, garwan - garwit ( gдrbt ) wahsan - wahsit.
Die Umlauthinderungen wurden zu Beginn der mhd. Periode beseitigt, so daЯ
seit dem XII Jh. auch hier der Umlaut eintrat. Er wurde als д bezeichnet (
der sogenannte Sekundдrumlaut ) : mдhtig, wдhset, gдrwat u.a.
Gegen Ende der ahd. Periode entwickelte sich auch der Umlaut des langen u
: hus - hiusir, mus - muisi.
In der mhd. Zeit wurden auch die ьbrigen Vokale umgelautet : das lange a
zu ж, das kurze o zu ц, das lange o zu oe, das kurze u zu ь :
ahd. spati - mhd. spжte - nhd. spдt
mahti mцchte mцchte
skoni schoene schцn
wurfil wьrfel Wьrfel