So wurden die umgelauteten Vokale aus den Varianten der Phoneme zu
selbstдndigen Phonemen ( d.h. sie ьbernahmen eine sinnunterscheidende
Funktion ) wurden phonologisiert. Der Umlaut ist der Ьbergang der Vokale
der vorderen Reihe e, ц, ь unter der Einwirkung von i / j der folgenden
Silbe. Deshalb nennt man ihn noch i- Umlaut.
2. In der mhd. Zeit vollzieht sich die Abschwдchung der unbetonten Vokale.
Die langen
- 16 -
und kurzen Vokalphoneme a, o, u, e, i der unbetonten Silben sind zu e [ ]
abgeschwдcht oder gдnzlich geschwunden.
a) Abschwдchung der Vokale :
ahd. taga - mhd. tage, gesti - geste, namum - namen
b) Schwund der Vokale am Wortende ( Apokope ) oder in der Wortmitte (
Synkope ) :
ahd. groЯiro - mhd. groe3er, herison - hersen.
3. Diphtongierung, Monophtogierung, Erweiterung der alten Diphtonge ei, ou.
Einige Neuerungen im System vokalischer Phoneme waren in den einzelnen
Territorialdialekten bereits in der mhd. Zeit entstanden, aber sie bekamen
erst in der fnhd Sprachperiode allgemeinere Ausbreitung und prдgten somit
das fnhd. phonologische System. In der Folgezeit bestimmten sie den
Charakter des Nhd.
Im XII. Jh. beginnt im дuЯersten Sьdosten, in Kдrnten, der Wandel der
langen Vokale der hohen Zungenlage i, u, iu [ y: ] zu Diphtongen :
п > ei [ae ] - mhd. mнn > fnhd. mein, нs > eis,
drн > drei
ы > au - ыf > auf, hыs > haus
tыbe > Taube,
brыchen > brauchen
iu [y: ]> eu hiute > heute, liute > leute
diutsch > deutsch.
Im Laufe des XII - XVI Jh. dehnt sich die Diphtongierung ьber den
gesamten hochdeutschen Sprachraum aus und wird zum Kennzeichen der
hochdeutschen Dialekte. Den alten Vokalstand bewahren die Schweiz ( vgl.
die Benennung der Schweizer Landessprache Schwyzer tьtsch -
Schweizerdeutsch ), ElsaЯ , der niederdeutsche Sprachraum und einige
angrenzenden Gegenden des Mitteldeutschen. Da die Diphtongierung auch zum
Kennzeichen der werdenden gemeindeutschen Literatursprache wird, nennt man
sie " die neuhochdeutsche Diphtongierung " .
Gleichzeitig mit der Entwicklung neuer Diphtonge vollzieht sich im
Bairisch- Цsterreichischen auch die Erweiterung alter Diphtonge ei > [ ae
], ou> au, die mit den neuen Diphtongen zusammenfallen :
mhd. ein > fhnd. ein [ aen], teil > [ tail ]
vgl. mнn - mein , drн - drei.
Gleichzeitig mit der Entwicklung der Diphtongierung entwickelt sich im XI-
XII Jh. in den mitteldeutschen Mundarten ( ein entgegengerichteter
Lautwandel ) die Monophtongierung der Diphtonge ie, uo, ьe :
ie > ie [ i: ] - mhd. hier > fnhd. hier [ i: ]
fliegen fliegen
uo > u guot gut
buoch buch
ьe > ь gьete gьte " Gьte "
sьe3e sьЯ
Die Diphtongierung ergreift nur einen Dialekt des Oberdeutschen - das
Sьdfrдnkische. Alle anderen oberdeutschen Dialekte bewahren die alten
Diphtonge mit der Tendenz zur Entlabialisierung : z.B. schen fьr schцn,
glik fьr Glьck.
Die Diphtongierung, die Erweiterung der alten Diphtonge ei, ou und die
Monophtongierung hatten eine groЯe Bedeutung fьr die werdende
gemeindeutsche Sprache. Sie prдgen das phonologische System der deutschen
Literatursprache. Sie prдgen das phonologische System der deutschen
Literatursprache der Gegenwart.
- 17 -
4. Positionsbedingte Dehnung und Kьrzung der Vokale ( 100 ).
Im XII -XVI Jh. дndert sich die Vokaldauer in vielen Wцrtern.
Der Vokal wird auch gedehnt :
ahd. neman, mhd. nemen > nehmen.
faren faren fahren
namo name Name
Der Vokal wird auch gedehnt, wenn die Silbe geцffnet werden kann :
ahd. tag, mhd. tac - nhd. Tag - Tages - Tage
Lange Vokale werden vor Konsonantengruppen gekьrzt, da diese eine
geschlossene Gruppe bilden :
ahd. brahta > mhd. brahte > nhd. brachte
la33an la33en lassen.
THEMA IX
Das morphologische System der deutschen Sprache in sprachgeschichtlicher
Beleuchtung (aus diachronischer Sicht )
I. Das Verb
1. Die grammatischen Kategorien des Verbs
2. Die morphologische Klassifikation der Verben.
3. Die thematischen und athematischen Verben.
1. Im Ahd. hatte das Verb die grammatischen Kategorien der Zeit, der Zahl,
dr Person, die Kategorie des Modus ( Indikativ, Konjuktiv, Imperativ ).
Aber die Kathegorie des Genus ( Aktiv - Passiv ) war noch nicht entwicklet.
Es fehlte das Passiv.
Die Kategorie der Zeit hatte nur zwei Formen fьr drei Zeitstufen : das
Prдsens, diente zum Ausdruck der Gegenwart und der Zukunft, und das
Imperfekt ( Prдteritum ) zum wurde zum Ausdruck der Vergangenheit
gebraucht. Die analytischen Zeitformen Perfekt und Plusquamperfekt
entwickelten sich im Ahd. und Mhd. aus biverbalen Wortgruppen wie haben +
P.II , werden + P.II und sein + PII, in denen das II. noch deklinierbare
Form haben , z.B. Argangana uuвrun ahtu daga.( Es waren acht Tage vergangen
).
Die Kategorie dr Zahl war wie auch heute durch den Singular und Plural
vertreten.
Die Katgorie der Person besaЯ dieselben Formen wie heute :
die erste, zweite und dritte P. im Sg. und Pl.
2. Die morphologische Klassifikation der Verben im Ahd. unterscheidet sich
von der in der deutschen Gegenwart., Wie auch heute gliedert man die ahd.
Verben in starke schwache und unregelmдЯige nach der Art der Bildung des
Prдteritums. Aber im Ahd. unterscheidet man noch thematische und
athematische Verben nach der Bildung des Prдsens.
Starke Verben. Der Terminus "starke "und " schwache " Verben gehцrt
J.Grimm. Unter starken Verben verstand er jene Schicht der uralten Verben,
die noch auf das Altgermanische zurьckkommen, und die das Prдteritum mit
Hilfe des Ablauts bilden:
helfan - half - hulfum - giholfan .( Inf. - Prдs. Sg. - Prдs. Pl. - P.II. )
Man teilt starke Verben in 7. Ablautreihen. Zu den schwachen Verben zдhlte
J. Grimm die spдtergebildeten Verben, die ihre Prдteritumformen mit Hilfe
des Dentalsuffixes bilden : dionфn -dionфta.
Thematische Verben bilden das Prдsens mit dem Suffix - i im Sg. und - a- im
Pl.:
geban - gibu - gibit- \\ gebamкs - gebe - gebant.
Dieses Suffix wird der Themavokal genannt, und die Verben mit diesem Suffix
- die
- 18 -
thematischen Verben.
Die thematischen Verben sind : alle starken Verben und die schwachen Verben
der 1. Klasse.
Man unterscheidet im Ahd. drei Klassen der schwachen Verben - nach ihrem
stammbildenden Suffix :
I. Klasse - jan - teilen, zellen = thematischen Verben
II.Klasse - ф- diфnon, salbфn = athematische Verben
III. Klasse - к - habкn, folgкn = athematische Verben
Die thematische Konjugation :
Prдsens i / a
Sg. 1. faru Pl. farames gibu gebamкs
2. feris(t) faret gibis(t) geb-e-t
3. ferit farant gibit geb-ant
Die athematischen Verben behalten ihr stammbildendes Suffix ф, к und
erhalten deshalb kein formenbildendes Suffix - den Themavokal.
Prдsens Prдteritum
1. dionom habem bant - buntum
2. dionost habes(t) bunti - buntut
3. dionot habet bant - buntun
Nach dieser Endung werden sie mi- Verben genannt. Im Mhd. ist die Endung
- m auЯer Gebrauch gekommen. Nach der Abschwдchung der stammbildenden
Suffixe der schwachen Verben der II. und III. Klasse o, e zu e
unterscheiden sich nicht mehr von dem Suffix der I. Klasse. Und seitdem
bilden die schwachen Verben eine einheitliche Klasse.
Infolge der Abschwдchung des Themavokals i/a zu e im Mhd. infolge seines
Schwunds in spдterer Zeit ist der Ausgleich der Personalendungen der
thematischen und athematischen Konjugation vor sich gegangen. Nur der
Umlaut und die Brechung des Stammvokals in der 2., 3. P. Sg. der starken
Verken erinnert uns heutzutage an die alte thematische Konjugation.
Und die alte Endung - m, zu - n assimiliert, bewahrt nur die Verbform bin
( < bim ).
Zu den athematischen Verben zдhlt man auЯer den schachen Verben der II. und
II.Klassen auch die unregelmдЯigen Verben und die Prдteritoprдsentia.
Die Prдteritoprдsentia werden so bezeichnet, weil ihre Prдsensformen alle
Merkmale des starken Prдterits haben, und zwar : den Ablaut des Stammvokals
im Sg. und im Pl. und die Nullendungen in der 1.,3. P. Sg.
wi33an Prдsens Prдterit stнgan ( I. Ablr.)
1.P. Sg. wei3 - steig -
1.P.Pl. wi33um stigum
Eigentlich sind ihre Prдsensformen die ehemaligen umgedeuteten
Prдteritumformen, die frьher nicht nur Vergangenheit bezeichneten, sonsern
auch das Resultat der Handlung in der Gegenwart und spдter die Gegenwart.
Die alten Prдsensformen sind nicht ьberliefert worden, die neuen
Prдteritalformen wurden mit dem Ablaut und dem Dentalsuffix - t - der
schwachen Verben gebildet:
ahd. scal - sculum - scolta .
Prдteritoprдsentia im Ahd. : wi33an, durfan ( bedьrfen ), ( k )unnan,
scolan, magan ( vermцgen - kцnnen ), mugan , toug ( es nьtzt ), gitar ( er
wagt ), ginah ( es genьgt ),